Ein Auszug aus Simons Tagebuch.

Sonntagmorgen, 5:50, der Wecker klingelt. Sonntag! 5:50. Wofür? Tischtennis! Sportsachen stehen parat, Proviant ist eingepackt, Abfahrt 6:45. Es geht knapp 200 km an den äußersten Rand des WTTV-Gebiets zur Top 16 der Mädchen 13 in NRW. Schnell noch die Trainer einsammeln – während normale Menschen mit Anfang, Mitte 20 sich um die Zeit auf den Heimweg machen, ein paar Stunden schlafen und sich dann in die Sonne legen, stehen Felix und Salomo parat, um den Tag in einer stickigen Sporthalle zu verbringen und die Mädels zu coachen.

Um kurz vor 9 kommen wir an der Halle an, an den ersten Tischen wird sich schon eingespielt, es riecht nach Kaffee, der Klang von Tischtennisbällen liegt in der Luft und es gibt Pflaumenkuchen zum Frühstück – es ist ein bisschen wie nach Hause zu kommen. Ohnehin ist es immer wieder aufs neue ein kleines Familientreffen, inzwischen kennt man ja jedes Gesicht und alle sind sie da, von der kleinen Cousine, auf die die Mädels sich freuen bis zum nervigen Onkel, auf den jeder verzichten könnte. 

10 Uhr, es geht los, Madita und Felix sind heute ein Team und Emilia und Salomo. Es sollen am Ende 9 Spiele in 8 Stunden werden. Madita und Felix stolpern ein bisschen ins Turnier aber bekommen noch so grade die Kurve. Von Emilia und Salomos Platte kann man den Spielverlauf anhand des klangs von Salomos Klatschen verfolgen, Kurz und Kräftig zum Lob, lang und gedämpft zum aufmuntern und motivieren. Kurz und Kräftig überwiegt im ersten Spiel. Und im zweiten. Und im dritten. Und in der ganzen Gruppenphase. Alle Gruppenspiele gewonnen, Bockstark Emilia, als Vater ist man schon ein bisschen Stolz – und Salomo hat auch kurz gelächelt. Und Madita und Felix? Steigern sich von Spiel zu Spiel, von Sieg zu Sieg, entspannter Tag für mich, auch wenn meine Augen immer zwischen den Platten hin- und herwandern müssen. Maditas 6. Spiel ist dann gegen die an 1 gesetzte Sofiia Zhmudenko. Ein Wechselbad der Gefühle, hoher Rückstand, Aufholjagd, Niederlage – nach 5 Stunden in der Halle das erste verlorene Spiel, passt schon. Das 7. Spiel wird wieder gewonnen, damit ist klar, dass beide um Platz 1-4 Spielen.

Damit ist aber auch klar, die Mädels müssen gegeneinander Spielen – Mist denke ich mir. Die beiden machen es nicht gerne, als Vater ist es auch nicht schön. Die Trainer freuen sich – Pause, gegeneinander wird nicht gecoacht. Madita macht Madita Sachen, wie so oft legt sich zum Ende von einem Turnier nochmal eine Schüppe drauf, Emilia ist Chancenlos. Und mit der Niederlage reißt auch sie Siegesserie, das letzte Spiel geht auch verloren. Schade, sie hat ein wirklich tolles Turnier gespielt und braucht aber einen Moment, um das zu realisieren. Maditas Brust dagegen wird immer breiter, auch im letzten Spiel bleibt sie sehr Souverän und sichert sich den zweiten Platz, Emilia wird dritte. Hey, ok, es sind noch 4 Spielerinnen freigestellt, auf die wir dann bei den Top 10 treffen, aber beide Mädels auf dem Treppchen bei den Top 16 in ganz NRW – großartig!

Ein Ergebnis, dass das gute und endlich wieder regelmäßige und strukturierte Training widerspiegelt. Ein Ergebnis, das die Mädels ihrem Ehrgeiz zu verdanken haben, aber auch ihrem Tischtennisverrückten Umfeld. Trainern, die Freitags statt Sonntags aus dem Urlaub zurückkommen um mitzufahren und dann noch am Vortag ein Abschlusstraining machen. Trainern, die mehr Zeit mit der Organisation für einen geregelten Trainingsbetrieb verbringen als mit der eigenen Freundin und dann noch den Sonntag on top in der Halle verbringen. Mitspielern, die genauso motiviert jeden Tag beim Training sind und mit denen sie sich gegenseitig zu besseren Spielern machen können. Erwachsenen Spielern im Verein, die mit den Kindern spielen, sie herausfordern und fördern. 

Beim ETTV greifen immer mehr und mehr Puzzelteile ineinander – ein Geben und Nehmen von vielen. Das macht den Verein für uns grade zu dem perfekten Ort um die eigenen Ziele zu erreichen und bei so einem Turnier auf dem Treppchen zu landen. 

18.15 Uhr, die Siegerehrung ist durch, bei Emilia kommt das Lächeln und der Stolz zurück, Kinder Zufrieden, Trainer zufrieden, dann kann Papa ja auch zufrieden sein. Und dankbar, dass ich in diesem erlauchten Quartett aus Sportlern als Busfahrer akzeptiert werde. Es ist 21.30 als wir den Bus wieder vor der Tür parken, 14 ½ Stunden unterwegs dafür, dass ein 10 und ein 12 jähriges Mädchen mit Spaß an der Platte stehen können. Danke Felix und Salomo, dass ihr genauso verrückt seid wie wir – Plattenverrückt. 

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